Ableismus

Ableismus

Heute war ein stressiger Tag im Büro. Einige Kolleg*innen sind krank und ihr musstet nun alles zu dritt wuppen. Beim Verlassen des Gebäudes hältst du deinem Kollegen, der einen Rollstuhl nutzt, die Tür auf. „Ralf, ich muss dir einfach mal sagen, dass du eine echte Inspiration für mich bist. Trotz deiner Behinderung gehst du arbeiten und packst auch an so einem stressigen Tag wie alle anderen mit an.“ Ralf guckt irritiert und bedankt sich bei Jürgen.

„Ach, wenn ich Sie so sehe, dann geht es mir gleich besser, dann darf ich mich in meiner Situation gar nicht beschweren.“

Du findest es toll, dass deine Kollegin, die einen Rollstuhl benutzt auch hier arbeitet! Sie ist eine wahre Inspiration, wenn dir mal etwas schwerfällt oder du keine Lust hast, denn sie schafft es ja schließlich auch trotz Behinderung?

Dass Menschen mit Behinderung arbeiten gehen, macht Sie nicht zu einer Inspiration. Eine Behinderung wird damit immer als etwas Negatives dargestellt. So halten wir uns an das Klischee, dass eine Behinderung ein schreckliches Unglück ist mit dem man fertigwerden muss. Aber: Ob ein Mensch mit Behinderung glücklich oder traurig ist, liegt viel weniger an der Behinderung als an unserem normalen Umgang mit der Person!

„Du bist ja voll behindert!“

Wie kann es sein, dass „behindert“, „Spast“ oder „Mongo“ Schimpfworte sind? Oft werden diese Worte genutzt ohne groß darüber nachzudenken, ob sie jemanden verletzen. Indem das Wort „behindert“ als Beleidigung genutzt wird, erhält es insgesamt einen negativen Beigeschmack und Menschen mit Behinderung werden dadurch abgewertet.

„Er braucht bestimmt Hilfe!“

Deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren, aber nicht jede*r braucht deine Hilfe weil er*sie zum Beispiel blind oder gehörlos ist. Hast du aber das Gefühl, dass eine Person Unterstützung gebrauchen könnte, gilt hier dasselbe wie bei jedem anderen Menschen, nämlich nachfragen. So wirst du erfahren, welchen Umgang die Person sich wünscht und welche Verhaltensweisen sie als grenzüberschreitend empfindet. So würdigst Du die Selbstständigkeit anderer und zeigst Respekt.

Vielfalt als Normalität

Die Welt ist voller Menschen, die anders sind und das ist gut so. Vielleicht braucht deine Kollegin etwas länger für dieselbe Aufgabe oder hat eine andere Herangehensweise. Was ist schon normal? Das, was wir als normal empfinden, wird durch soziale Verhältnisse und gesellschaftliche Normen geprägt. Was wir heute als normal empfinden, kann in zehn Jahren schon wieder ganz anders aussehen. Vor einigen Jahren war die Inklusion von Menschen mit Behinderung in Schulen oder den Arbeitsmarkt noch kein Thema. Das hat sich zum Glück geändert! Außerdem sind es die Behinderungen von außen, die Menschen an echter Teilhabe hindern:  Durch den Abbau von Barrieren im Arbeitsalltag (wie z.B. Aufzüge, behindertengerechte Toiletten, barrierefreie Softwares oder home office) wird ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Arbeiten ermöglicht.