Sexismus
In der Mittagspause haben sich einige Kolleg*innen im Pausenraum versammelt. Eine Kollegin erzählt von der Fahrradtour, die sie gemeinsam mit ihrer Partnerin am Sonntag entlang der Ruhr unternommen hat. Da unterbricht der Kollege ihre Geschichte und fragt, wer von den beiden denn im Notfall den Platten im Reifen reparieren würde. „Denn schließlich gibt es ja immer einen Mann und eine Frau in der Beziehung“, sagt er und lacht laut dabei.
Wenn eine Person aufgrund ihres Geschlechts ungleichbehandelt, benachteiligt oder ausgegrenzt wird, spricht man von Sexismus.
Sexismus hat viele Gesichter.
Eine Ungleichbehandlung liegt zum Beispiel dann vor, wenn eine Frau für die gleiche Tätigkeit weniger Lohn erhält als ihr männlicher Kollege (Gender-Pay-Gap) oder ihr nach der Elternzeit der Wiedereinstieg erschwert oder verweigert wird.
„Das war doch bloß ein Kompliment!“
Sexismus kann sich auch in Form von sexualisierter Belästigung und Gewalt zeigen: Pornographische Bilder und Dick Pics, anstößige Kommentare, ungewollte Berührungen bis hin zu Vergewaltigung.
Sexualisierte Belästigung und Gewalt sind nicht diskutierbar. Aber vielleicht kam euch mal der Gedanke: „Ach, aber das war doch nur‘n Witz“. Doch: Ihr seid nicht diejenigen, die entscheiden, was für die andere Person Spaß oder Ernst ist, so wie im Gegenzug andere es ja auch nicht für euch entscheiden können. Grenzen sind individuell und womöglich nicht immer für alle nachvollziehbar. Trotzdem müssen wir sie respektieren, denn bewusste wie unbewusste Grenzüberschreitungen können die betroffene Person verletzen und das Arbeitsklima nachhaltig schädigen.
„Und was ist mit Sexismus gegen Männer?“
Es wird heftig darüber gestritten, ob Sexismus gegen Männer existiert. Fest steht, dass Frauen auch heute noch in vielen gesellschaftlichen Bereichen mehr Diskriminierung erfahren als Männer (u.a. Lohnunterschied, Versorgung der Familie, Führung des Haushalts, häusliche Gewalt). Dennoch lässt sich dieser Umstand nicht einfach auf jede Familie, Partnerschaft oder jedes Arbeitsverhältnis übertragen. Immer mehr Männer wollen sich zum Beispiel aktiv an der Kindererziehung beteiligen, was unter Kolleg*innen auf Belustigung oder Unverständnis stoßen kann. Und auch Männer erleben Belästigung und Gewalt. Ihnen fällt es meistens nur noch schwerer darüber zu sprechen, weil es unserem gängigen Männlichkeitsbild des „starken Mannes“ nicht entspricht.
„Bist du eigentlich ein Mann oder eine Frau?“
Die gängigen Vorurteile, die wir mit Frauen und Männern verbinden (Weiblichkeit = passiv, sensibel und einfühlsam und Männlichkeit = aktiv, aggressiv und rational), schaden allen Geschlechtern. Denn es gibt nicht nur Mann und Frau. Manche Menschen können sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifizieren (trans Personen), andere fühlen sich wiederum keinem der beiden Geschlechter wirklich zugehörig und wollen nicht als „sie“ oder „er“ angesprochen werden (queer, non-binary). Für manche von euch ist diese Information vielleicht neu oder irritierend. Das ist aber kein Grund eine andere Person durch Worte oder Gesten herabzusetzen. Wir Menschen sind komplexe Wesen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Wir alle haben ein Recht auf Anerkennung und Verständnis für unsere Lebensrealität. Wenn wir dieses Prinzip verinnerlicht haben, steht einem respektvollen Miteinander nichts mehr im Weg!