Rassismus

Rassismus

Heute ist es soweit – deine Ausbildung startet und du lernst eine weitere Azubine kennen. Du findest es cool, dass in der Werkstatt auch Frauen eingestellt werden, die ein Kopftuch tragen und bist neugierig. In der Pause nutzt du die Gelegenheit und fragst sie, woher sie kommt. „Bochum“, sagt sie. „Nein, ich meine, woher kommst du wirklich. Wo wurdest du geboren?“ „Na, in Bochum!“.

Woher kommst du eigentlich? „Aus Bochum.“ Ne, ich meine ursprünglich. „Na, aus Bochum.“

Ist das noch Neugierde oder schon Rassismus? Auch vermeintlich harmlose Fragen nach der Herkunft oder der Religion können die Grenzen deines Gegenübers überschreiten. Natürlich sind wir neugierig auf unsere Kolleg*innen unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe. Wahrscheinlich wird dein Kollege auch gerne auf deine Fragen antworten, wenn er ehrliches Interesse dahinter vermutet. Falls wir aber die Antwort des weißen Kollegen akzeptieren und bei unserer schwarzen Kollegin nochmal nachhaken, sollten wir unsere Stereotype einmal überprüfen, da wir anscheinend eine ganze Menge möglicher Antworten bereits im Voraus ausgeschlossen haben.

„Aber warum regst du dich denn jetzt so auf? Das war doch bloß eine harmlose Frage!“

Steter Tropfen höhlt den Stein! Behaltet bei euren Fragen im Hinterkopf, dass eure Kolleg*innen diese wahrscheinlich ständig hören und bei Ihnen so das Gefühl entstehen kann, hier gar nicht wirklich dazuzugehören. Aber das tun Sie – genauso wie du! Haltet euch auch vor Augen, wie es sich für die andere Person anfühlen mag wenn Sie (vielleicht als Einzige) direkt nach Ihrer Herkunft gefragt wird, obwohl ihr euch vielleicht eben erst kennengelernt habt. Auch für die andere Person ist Ihre ethnische und kulturelle Herkunft sicher wichtig und trotzdem gibt es noch so viele andere Dinge, die die Person ausmachen.

„Darf ich mal deine Haare anfassen?“

Nein, darfst du nicht. Würdest du das Corinna mit dem blonden Kurzhaarschnitt auch fragen? Nur weil für dich etwas fremd ist, bedeutet es noch lange nicht, dass Andere deine Neugierde stillen müssen.  Auch hier ist das Problem mit der Neugierde, dass sie Andersartigkeit ausdrückt. Vielleicht sind der Person solche Fragen zu intim und Sie empfindet sie als respektlos.  Behalte immer im Hinterkopf in was für einer Beziehung Ihr zueinandersteht: dein bester Freund wird sich in dieser Situation wahrscheinlich nicht so unwohl fühlen, wie deine Arbeitskollegin.

Wusstest du, dass das Tragen mancher Frisuren, wie Dreadlocks und Braids bei schwarzen Menschen („unseriös“) oft anders bewertet wird als bei weißen Menschen („cool“)? Komisch, oder? Es ist schon vorgekommen, dass Schwarze aufgrund Ihrer Frisur einen Job nicht bekommen haben. Das ist Rassismus.

„Trägst du das eigentlich freiwillig?“

Religionsfreiheit gehört zu unseren Grundrechten. Für manche muslimischen Frauen gehört das Tragen des Kopftuchs dazu. Du verstehst nicht, warum Sie es trägt? Nicht schlimm, das musst du auch nicht. Betrachte es einfach als ein Kleidungsstück und reduziere Sie nicht darauf. Frauen, die ein Kopftuch tragen, haben es in unserer Gesellschaft immer noch viel schwerer einen Job zu bekommen. Aber mal ehrlich, es ist doch ganz allein Ihre Entscheidung und ändert nichts an Ihrer Eignung für den Job.

Rassismus zu überwinden, ist eine lebenslange Aufgabe!

Rassismus ist etwas, das wir schon als Kinder erlernt haben und wir nicht einfach verlernen können, nur weil wir das wollen. Wir müssen akzeptieren, dass niemand von uns komplett frei von rassistischen Vorurteilen und Stereotypen ist. Stattdessen müssen wir Verantwortung übernehmen und unsere Denk- und Verhaltensweisen reflektieren. Rassismus ist nämlich nicht immer direkt und laut (Verbote, Ausschluss), er kann auch subtil auftreten (Glaube an natürliche Unterschiede). Hier müssen wir aufmerksam sein und zuhören, wenn jemand uns erklärt, warum unser Verhalten nicht in Ordnung war. Anstatt Widerworte zu geben, kann man sich mal zurücknehmen und es das nächste Mal besser machen!